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Ziel.

Petersdom

Heute ist der letzte Tag meiner Pilgerreise. Heute schlafe ich ein wenig länger und gehe gegen 8 Uhr zum Frühstück. Welch ein Luxus: Das Frühstück wird im 8. Stock angerichtet und mein Blick reicht über die Dächer von Rom bis zum Petersdom.

Blick über Roms Dächer

Fast hätte ich in Ruhe frühstücken können, doch eine Gruppe deutscher Touristen ist im gesamten Lokal nicht zu überhören. Ich gestehe, dass es mich peinlich berührt. Nicht aufgrund der Lautstärke, aber als einer aus der Truppe lautstark verkündet, er müsse „jetzt zur Sitzung und erstmal kacken“, empfinde ich das als ein wenig unpassend für ein 4 Sterne Hotel. Naja. Vom Dialekt her tippe ich auf das Ruhrgebiet und dort trägt man Herz auf der Zunge und formuliert unmissverständlich was einen gerade bewegt. Und ihn bewegt eben gerade der Gang zum Klo.

Zum Glück bin ich zu diesem Zeitpunkt schon fertig mit meinem Frühstück und starte meine Tour. Mein Gefühl zu dem Straßenlärm und dem geschäftigen Treiben auf den Straßen veränderte sich im Vergleich zu gestern nicht im Geringsten. Ich fühle mich gestresst. Jede Straßenüberquerung egal bei welcher Ampelfarbe wird zur Herausforderung. Mir scheint ich muss einfach nur darauf vertrauen, dass man mich schon sehen wird. Ich beginne bei Santa Croce in Gerusalemme. Dort werden wertvolle Reliquien aus dem Umfeld von Christi Kreuzigung verwahrt, welche die heilige Helena ca. 300 nach Christus nach Rom gebracht hat. Unter anderen sind dort Splitter des Kreuzes an welchem Jesus sein Leben für uns gegeben hat, Dornen der Dornenkrone und ein heiliger Nagel.Ich bin berührt, dass diese Holzsplitter tatsächlich zu diesem Kreuz gehören, welches Jesus selbst zu seiner eigenen Kreuzigung schleppen musste. Unfassbar!

Natürlich könnte man sagen, dass das alles Firlefanz ist. Das Holz könnte von irgendeinem Dachbalken oder ähnlichem stammen. Woher will man das denn auch genau wissen? Mit wissenschaftlichen Methoden lässt sich heutzutage das Alter und der Herkunftsort des Holzes bestimmen. Selbst die darin verendeten Holzwürmer lassen sicherlich weitere Rückschlüsse in der exakten Bestimmung zu, wovon sich Skeptiker vielleicht auch nicht überzeugen lassen. Aber nur mal angenommen es wäre tatsächlich das Kreuz an dem Jesus gekreuzigt wurde wäre. Dann wäre dieses Stück Holz ja quasi ein Zeitzeuge seiner Zeit.

Alleine die Vorstellung berührt mich. Ich mag es einfach zu Glauben. Als Kind glaubte ich an einen Weihnachtsmann, der die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legt und auch daran, dass der Osterhase die Eier legt. Als Schüler glaubte ich das Gymnasium locker zu packen und ein anerkannter Rechtsanwalt zu werden. Und als Erwachsener glaubte ich, dass meine Ehe bis in den Tod halten wird. Die Realität hat mich irgendwann eingeholt und nichts davon bestätigte sich. Dennoch mag ich auch heute noch weiter glauben. Ohne meinen Glauben, ohne die fantastischen Vorstellungen wie Dinge auch abseits der Wissenschaftlichkeit sein könnten, glaube ich wäre mein Leben uninspirierter und hoffnungsloser.

Basilica San Giovanni in Laterano

Danach pilgerte ich einen guten Kilometer weiter zur Basilica San Giovanni in Laterano. Dort residierten von ca. 300 nach Christus für circa tausend Jahre lang die Päpste. Da der jeweilige Papst auch gleichzeitig das Amt des Bischofs von Rom inne hat, ist der Lateranpalast auch die Bischofskirche von Rom. Deshalb wird dies auch das Ziel des heiligen Franziskus im Jahre 1209/10 gewesen sein. Er wollte die katholische Kirche nicht mit seinem Orden untergraben. Deshalb wollte er den Papst bitten, die von ihm verfassten Ordensregeln anzuerkennen, um im Sinne des katholischen Glaubens sein Ding zu machen. Da die katholische Kirche quasi einen Dauer-Reformationsbedarf hat, stimmte Papst Innozenz III. zu. Er konnte auch schlecht ablehnen, da der heilige Franz die Ordensregeln allesamt aus dem Evangelium ableitete.

Apsismosaik im Lateranpalast.

Ich bin beeindruckt von der Größe des Bauwerks und auch von der Sicherheitskontrolle die ich passieren muss, um ehrfürchtig einzutreten. An den Seiten sind überdimensional große Apostelfiguren. Nicht beängstigend aber beeindruckend groß und die Darstellungen in ästhetischer Schönheit. Im Mosaik der Apsis aus dem 13. Jahrhundert fällt auf, dass auf der linken Seite der heilige Franz von Assisi und auf der rechten der heilige Antonius aus Padua ein wenig kleiner nachträglich eingesetzt wurden.

Die dicken Mauern schirmen den Lärm der Straße ab und so wird es hier zu einer Oase der Stille und der Besinnlichkeit. Ich genieße noch einen Moment die Ruhe in diesem Gotteshaus, bevor ich weiterziehe. Ich umrunde den Lateranpalast und wundere mich, dass die achteckige Taufkapelle abseits der Kirche gebaut wurde. Das war vor dem 8. Jahrhundert wohl nötig, da Ungetauften der Zutritt in den Kirchen verwehrt wurde.

Die Via Merulana führt mich auf direktem Weg zu meinem nächsten Ziel, der knapp 2 km entfernten Santa Maria Maggiore. Laut Reiseführer die bekannteste Marienkirche der Welt an der ich gestern in entgegengesetzter Richtung vorbei lief. Mich faszinieren die Mariendarstellungen und gleichzeitig bemerke ich, dass sich meine Kapazität für religiöse Darstellungen so langsam erschöpft.

Als nächstes gehe ich zum Bahnhof, um mich zu informieren, wie ich an ein Zugticket rankommen kann. Es scheint über die Automaten recht einfach zu sein, ein Ticket für einen Zug nach Florenz zu buchen. Das beruhigt mich und ich beschließe mich morgen darum zu kümmern, wenn es eben so weit ist, dass ich mich von Rom trennen mag. So schwer wird es mir vermutlich nicht fallen. Denn vorrangig ist immer noch die Hektik, der Trubel, die vielen Eindrücke, die Massen an Menschen und Touristengruppen, die Andenkenläden mit der ich noch nicht klar komme. Ich sehne mich nach der Einsamkeit der Wälder, den anstrengenden und schweißtreibenden Bergetappen, den kleinen übersichtlichen Dörfern mit nur einer Bar und einem Alimentari. Die vielfältigen Auswahlmöglichkeiten überfordern mich gerade.

Mein nächster Weg führt mich durch die geschäftige Innenstadt. Ich pilgere an zahlreichen Ausgrabungsstätten und Altare della Patria zur Engelsburg. Auch wenn die Ausgrabungen einen tiefen Einblick in das römische Leben vor 2.000 Jahren erlauben, so habe ich dafür gerade keinen Blick. Mein Fokus liegt darauf jetzt zum Petersdom zu gelangen und dabei von möglichst wenig fliegenden Händlern angesprochen zu werden. Ein Händler versucht einen Mann mit dem Spruch „Happy Wife, Happy Life“ zu überreden irgend ein Kettchen zu kaufen. Mir fällt dabei nur ein, dass dies wohl immer noch ein gängiger Glaube zu sein scheint, dass einzig eine glückliche Partnerin auch ein glückliches Leben ermöglicht. Es ist doch an der Zeit, dass sich die Männer von diesen Gedanken emanzipieren und darüber nachdenken welche anderen Wege zum Glück führen können.

Ich betrete nun das Gelände des Vatikan. Der Petersdom bzw. Die Basilika Sankt Peter im Vatikan ist einfach nur groß, mächtig und verdeutlicht wie klein und unbedeutend ich eigentlich bin. Jeder Buchstabe in der Kuppel ist mindestens doppelt so groß wie ich selbst. Der Dom ist groß, ich bin klein. Aber ich fühle mich nicht klein, sondern komme aus dem Staunen kaum heraus. Ein Gedanke der mich gerade auf besondere Weise erfreut ist, dass sich der Innenraum der Kirche alleine durch meine Präsenz verkleinert. In diesem Moment bin ich nicht mehr klein, sondern spüre meine Bedeutsamkeit.

Um meine Pilgerreise nun auch amtlich zu beenden suche ich das Pilgerbüro. In Santiago di Compostella und auch in Assisi war es leicht zu finden. Hier frage ich mich durch und erhalte die Information, dass ich dazu in die Sakristei müsse. Also suche ich in diesem riesengroßen Bauwerk die Sakristei. Ein paar Ordner weisen mir den Weg. In der Sakristei wedele ich mit meinem Pilgerausweis und werde zu einem Sekretär geführt. Dort erhalte ich meine letzen Stempel und meine Pilgerurkunde. Zufrieden verlasse ich den Petersdom, den ich ohne die ganzen Touristenmengen noch sinnlicher hätte genießen können. Die Sixtinische Kapelle mag ich gerne noch besuchen, doch die Warteschlange ist mir deutlich zu lange. Lieber lege ich ich in einen Park nahe der Engelsburg und entspanne noch ein wenig. Die Temperaturen von über 30 Grad machen mir schwer zu schaffen.

Die ganze Zeit hatte ich ein Ziel verfolgt und jetzt habe ich mein Ziel erreicht. Meine Pilgerreise ist zu Ende. Ich habe die Strecke von Florenz nach Rom zu Fuß bewältigt, ich bin dem Heiligen Franz und auch mir wieder ein Stück näher gekommen. Ich habe Last in Form von Körpergewicht abgeworfen, habe Grenzen überwunden, unter teilweise widrigen Bedingungen übernachtet, so wie Franz seinen Grenze überschritt als er den Leprösen umarmte und so seinen Ekel überwand. Er suchte in der Schöpfung den Weg vom Sichtbaren ins Unsichtbare, für mich eine Quelle der Inspiration. Ich hatte ein Vorhaben und habe es selbstwirksam aus eigener Kraft umgesetzt. Ich habe wieder erfahren, dass es einfach auch immer irgendwie weitergeht und es Lösungen gibt, selbst wenn Unklarheiten bestehen. Mein Plan ging auf, ich kam sogar noch vor der geplanten Zeit an, obwohl ich einige extra Kilometer bewältigte und Umwege lief.

Wenn mich nicht doch noch ein Autofahrer übersieht, endet mein Weg hier zu Glück noch nicht und das genieße ich. Auch wenn ich jetzt noch ein wenig ziellos durch Rom streife. Und auch die Ziellosigkeit als Schritt auf einem neuen Weg zu begreifen entspannt mich. Nach der Zielerreichung kommt eben ein Vakuum, das wieder mit neuem Inhalt bzw. Leben gefüllt werden mag und darauf freue ich mich.

Pace e Bene.

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Yippie.

San Giovanni in Laterano

Ich schlafe zügig ein und wache bereits nach einer Stunde wieder auf. Ich höre in unmittelbarer Nähe ein leises Quieken, Grunzen und Rascheln. Es klingt als wollten ein paar Wildschweine im Bach ihren Durst stillen. Ich spüre wie mein Herz kräftiger und schneller als sonst schlägt. Ich stelle mir gerade vor wie sich die kleine Rotte unter meiner Hängematte häuslich einrichtet und meinen Rucksack nach Nahrung durchstöbert. Genau das mag ich verhindern. Ich huste, klatsche laut in die Hände, versuche mich irgendwie bemerkbar zu machen. Daraufhin werden die Geräusche leiser und ich schlafe wieder ein.

Noch lange vor meinem Wecker wache ich um 6h30 auf. Es ist frisch und ich kann mich noch nicht so recht aufraffen die Geborgenheit meiner gemütlichen Hängematte zu verlassen. Wenige Zeit später klettere ich aus meinem Nest, packe zusammen und laufe los. Der gut markierte Weg wird von Mountainbikern und Nordic Walkern zum sonntäglichen Frühsport frequentiert.

Franziskusweg Monterotondo
Monterotondo in der Provinz Rom

Eigentlich wollte ich nach Wegebeschreibung meines Rother Reiseführers nach Rom pilgern. Dessen Route versprach im Prinzip steigungsfrei nach Rom einzufallen und nur offizielle anstelle von Privatstraßen zu nutzen. Allerdings habe ich mich wieder von der vertrauten gelb-blauen Markierung verleiten lassen. Dadurch lief ich anstelle nach Mentana nach Monterotondo, dass ich bereits nach 90 Minuten erreiche. Jetzt bin ich bereits im Bezirk Rom.

Das Stadtbild begrüßt mich mit den ersten sechsstöckigen Mehrfamilienhäuser und macht einen weniger gepflegten Eindruck im Vergleich zu dem was ich bislang sah. Die Menschen grüßen mich als Pilger nur noch sporadisch. Nur der Cappuccino in der Bar kostet mit €1,20 noch ebenso so viel wie auf dem Land. Es ist Pfingstsonntag, das Fest des heiligen Geistes. Vielleicht hat der seine Finger im Spiel und treibt mich weiter.

Ich verlasse Monterotondo über die Viale Fausto Cecconi und gelange erst steil bergab laufend in einen Taleinschnitt. Folglich geht es auf der anderen Seite ebenso steil direkt wieder hoch. Dann geht es wieder in ein Tal und wieder auf einen Berg und wie nicht anders zu erwarten wieder in ein Tal. Mein Reiseführer kündigt die bevorstehenden Probleme des Weges bereits an: „Das Sträßchen biegt rechts ab und endet dann. Sie aber gehen in dieser Rechtskurve des Sträßchens ohne Richtungswechsel links an den Feldrand, daran entlang zu einem Querweg (Feldweg) und dort rechts, die letzten Meter auf Teer bis zu einem Sträßchen.

ich folge den Anweisungen und gelange zum Feldrand, Weg wird auch von dem Wegweiser angezeigt. Ich laufe über das Feld und die vertrauten gelb-blauen Hinweise bleibt von nun an aus. Allerdings sehe ich auch nur noch einen Weg und der führt an einem Betriebsgelände vorbei den Berg hinauf. Ganz explizit ist dort angegeben, dass weder Autofahrer noch Fußgänger erwünscht sind. Ich wage es dennoch.

Zwei Hunde laufen bellend auf mich zu. Keine kleinen Hunde. Nein, von der Rückenhöhe könnten sie es locker mit einem kleinen Pony aufnehmen. Das Bellen der Hunde bin ich inzwischen gewohnt, auch wenn es mich jedes Mal aufs neue nervt. Hier steht jedoch das Hoftor offen und die Hunde hatten keinerlei Scheu auf mich loszurennen und mir laut bellend und knurrend klar zu machen, dass ich hier nicht erwünscht bin. Einer der Hunde stellt sich mir direkt in den Weg, bellt sich die Kehle aus dem Hals und schafft es mich so sehr einzuschüchtern, dass ich überlege, ob es nicht vielleicht doch noch einen anderen Weg gibt.

Auf dem Nachbargrundstück sehe ich Leute die gerade ein Gartenfest vorbereiten. Ich rufe ihnen zu und frage nach dem Verlauf der Via Francesco. Sie deuten den Berg hinauf. Auf meinen Einwand bezüglich der Hunde meinen sie, dass wäre kein Problem. Gut. Ich brülle die Hunde mit einem lauten „Aus“ an und blicke ihnen dabei auf die Stirn und nicht in die Augen. Von irgendeiner Hundeflüsterin habe ich gehört, dass würde dem Hund klarmachen, dass ich hier das sagen habe. Das hat funktioniert. Die Hunde hören auf zu bellen, ziehen sich zurück und lassen mich über die Asphaltstraße den Berg hinaufsteigen.

Oben angekommen erblicke ich direkt vor mir in der Ferne die Kuppel des Petersdom. „Yippie“ rief ich unkontrolliert vor lauter Freude. Morgen werde ich dieses Ziel, das Grab meines Namensvetters Petrus erreichen und diese Pilgerreise beenden. Doch vorher sind noch Herausforderungen zu bewältigen. Ich sehe linker Hand ein Eisengatter mit Videoüberwachung und rechter Hand auch. Zusätzlich lese ich auf den Hinweisschildern, dass der Durchgang verboten sei. Glücklicherweise will gerade ein Fahrzeug das Gatter passieren. Ich frage den Fahrer nach dem Weg und erhalte die Antwort, dass ich schon richtig sei. Ich bräuchte nur das Gatter passieren. Nun gut, ohne seinen Erlaubnis hätte ich mich sehr gesträubt, da ich fremdes Eigentum respektiere . Außerdem befürchte ich, dass hinter jedem Gatter eine Horde voller Hunde nur darauf wartet mich zum Frühstück oder als Zwischenmahlzeit zu verspeisen.

Franziskusweg Riserva Naturale delle Marcigliana
Feldweg im Riserva Naturale delle Marciglinana

Mit mulmigem Gefühl gehe ich rechts an dem Tor vorbei und folge der Schotterstraße. Immer wieder höre ich Hundegebell, aber sehe erfreulicherweise keinen. Ich passiere Farmhäuser, die mir teilweise verlassen erscheinen. Vielleicht gibt es hier einfach nur Bewegungsmelder und das Hundegebell wird vom Tonband abgespielt? Nein sicherlich nicht, die Zeiten von Tonband und Kassettenrekorder sind ja vergangen und es gibt fast alles nur noch in digitaler Form.

An einem Abzweig bin ich abermals unsicher und folge der Empfehlung des Outdoor Reiseführers hier sanft bergab in südlicher Richtung abzuzweigen. Diesem Weg folge ich durch das Riserva Naturale delle Marcigliana. Ich komme an einem Pilgerwegweiser vorbei, der anzeigt, dass es bis zum Petersdom nur noch 22km seinen. Frohen Mutes mache ich eine Rast und verzehre meine letzten Lebensmittel: einen Rest Pecorino, zwei kleine Würstel und halb vertrocknetes Weißbrot. Für den kleinen Hunger zwischendurch dürfte in Rom wohl an jeder Straßenecke gesorgt sein, also kein Grund alles noch weiter mit mir rumzuschleppen. Ab jetzt ist der Streckenverlauf klar. Die Via di San Giovanni verläuft schnurgerade Richtung Rom und die gelb-blauen Markierungen sind wieder in Fülle vorhanden.

Ich mache in einem Vorort von Rom nochmals eine kleine Rast in einer Pizzeria, denn ich habe es nicht eilig. dAnn komme ich auf die Via della Bufalotta und unterquere die „Circonvallazione Orientale“, Roms äußeren Autobahnring. Fast unmerklich schleicht sich das höhere Verkehrsaufkommen und der Straßenlärm ein. Es kommen Fahrstreifen dazu, es fahren immer mehr Autos. Ich überquere eine mehrspurige Straße und die Autos warten nicht mehr freundlich oder winken mir zu, sondern ich muss sehr achtsam sein, dass ich hier nicht unter die Räder komme. in der Großstadt gelten nun mal andere Gesetze. Den Fokus richte ich nicht mehr auf mich, sondern auf all das was im Außen passiert. Es sind viel zu viele Reize die mein Hirn hier verarbeiten muss. Da verbleibt keine Kapazität mehr für Inspiration, Kreativität oder freie Gedanken.

In Monte Sacro stoße ich auf die Via Nomentana. Meine Kraft hat bereits zunehmend nachgelassen als ich den Stadtteil Monte Sacro erreiche. Hier finde ich einen Park, ein wahres Kleinod, der mich zum Entspannen einlädt. Dieser Einladung folge ich und ruhe mich auf einer Parkbank aus. Ich falle kurz in den Tiefschlaf und fühle mich wieder fit. Ich verlasse den Park und pilgere über die antike Ponte Nomentano über den Fluss Aniene. Mein Weg führt immer weiter die scheinbar endlose Via Nomentana entlang. Es ist warm. Selbst im Schatten kein kühler Luftzug.

Franziskusweg Porta Pia

Ich erreiche die Porta Pia. Eines der alten Stadttore von Rom. Jetzt habe ich es geschafft. Ich bin von Florenz nach Rom gelaufen! Yippie und Hallelujah!

Yippie! jubele ich abermals. Ich lief die Strecke mit Umwegen aus eigener Kraft und auf eigenen Füßen. Meine Pilgerreise wird morgen enden. Wenn ich daran denke verspüre ich leichte Melancholie und gleichzeitig bin ich froh gestimmt, dass es mir gelang allen meinen Bedürfnissen gerecht zu werden und meinen Hunger zu stillen. Das Kunststück wird darin bestehen, so viel wie möglich davon in der Alltag zu übertragen.

In einem Alimentari versorge ich mich mit einem Bier und einer Zitronenlimonade und lasse mich erstmal ein einem Park nieder. Ich möchte Kräfte tanken für die letzten 4km zur Herberge, wo ich auf einen freien Platz hoffe. Da es in der Stadt nicht vorteilhaft ist mit Stöcken zu laufen, habe ich diese bereits bei der letzten Pause zusammengeklappt und in meinen Rucksack verstaut. Bei den vielen Menschen die hier umherlaufen, würde ich nur einige oder auch mich mit den Dingern ins Stolpern oder schlimmsten Falls zu Fall bringen.

Mein Tempo verlangsamt sich, jeder Schritt, jeder Meter schmerzt. Im Rücken und auch in den Füßen. Scheinbar fehlt die Unterstützung durch die Stöcke. Meine Arme baumeln jetzt auch nur noch so umher ohne wirklich etwas zu meinem Fortkommen beizutragen. Heute will ich eigentlich nur noch zu meiner Herberge. Natürlich könnte ich einfach in den nächsten Bus einsteigen oder eine Metro nehmen. Aber das ist gegen meine Pilger-Ehre. Öffentliche Verkehrsmittel nehme ich erst nachdem ich meine letzte Etappe beim Petersdom beendet habe und meine Pilgerurkunde in den Händen halte. Also es ist meine eigene Wahl mich mit letzten Kräften zum Casa per Ferie Suore Domenicane zu schleppen. Ich habe keine Reservierung bei den Dominikanerinnen, bin jedoch zuversichtlich, dass es dort noch einen Platz für mich gibt. So viele Pilger waren ja nicht mehr auf dem Weg seit Assisi.

Um 19 Uhr 30 erreiche ich das Kloster. Der freundliche Herr an der Porteria überbringt mir die traurige Nachricht, dass wirklich kein einziges Eckchen mehr frei sei. Er versucht es telefonische noch bei einem anderen Kloster, welches nur ein Kilometer entfernt sei, aber auch dort sind alle Betten belegt. Mist! So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Aber ich wusste auch nicht, dass die kirchlichen Unterkünfte von jedem Touristen gebucht werden können.

Heute mittag versuchte ich bereits über die deutschsprachige Pilgerunterstützung ein Zimmer zu bekommen, erreichte jedoch nur den Anrufbeantworter. Ich greife auf das Buchungsportal von Booking.Com zurück. Darüber habe ich bereits in Assisi schnell und unkompliziert ein nettes Zimmer bekommen. Bei Best Western werde ich fündig. Es ist nur 1km entfernt und vom Preis noch erträglich. Wobei mir der Preis inzwischen fast egal ist. Ich will einfach ein Zimmer, eine Dusche und frische Kleidung! Für diesen Kilometer benötige ich eine gefühlte Ewigkeit. Doch ich komme an! Die argwöhnischen Blicke der Empfangsdame mag ich nicht beschreiben. Ich glaube, dass kann sich jeder vorstellen wie jemand guckt, wenn er in einem 4 Sterne Hotel einen Pilger mit Rucksack, staubigen Stiefeln, leidendem Gesichtsausdruck und verschwitztem T-Shirt begegnet. Von meinem Körpergeruch wird sie aufgrund der Covid-19 Sicherheitsscheibe nichts mitbekommen haben.

Franziskusweg Feiern

Ich gehe auf mein Zimmer und bin erstmal glücklich über das Zimmer und genieße ausgiebig die warme Dusche. Alleine durch den Wasserverbrauch beim Duschen habe ich den Zimmerpreis schon lange wieder reingeholt. Ich ziehe nochmal los, denn ich habe Hunger. Mein Magen knurrt und ich mag meine Ankunft in Rom auch irgendwie feiern. Die erste Pizzeria hätte nur noch drinnen einen Platz für mich gehabt. Mir war nach frischer Luft und ich suchte weiter.

Im „5e28 – cucina e miscele“ wurde ich fündig und es gibt einen Platz für mich. Es ist ein wenig laut, da am Nachbartisch eine Familie mit ihrer knapp zweijährigen Tochter sitzt die lautstark Quengelt. Aber das stört mich überhaupt nicht. Als Vorspeise bestellte ich mir ein Carpaccio aus Sepia und als Hauptgericht gefüllte Calamari. Beides ein Genuss. Vor allem mal etwas anderes als Pizza, Pasta oder irgendwas aus meinem Rucksack.

Ich bin ganz glücklich, dass und wie ich hier in Rom angekommen bin. Ich bin sicherlich an der ein oder anderen Stelle ein paar mehr Kilometer gelaufen als notwendig gewesen wäre. Aber das gehört auf jedem Weg mit dazu. Einfach mal die Extra-Mile gehen für einen Weg der sich lohnt, an dessen Ziel man glaubt und der dem eigenen Leben Sinn verleiht, dadurch dass er sich auf das eigne Selbst zurückbehielt.

Pace e Bene.

X Vorherige Etappe

Nächste Etappe zum Ziel

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X.

Landschaft vor Rom

Ich habe tief und fest hinter den Klostermauern geschlafen und wache noch vor meinem Wecker auf. In der Nacht war es so warm, dass alle meine Sachen trocken sind und ich sie wieder tragen kann. Ich gehe zum Frühstück. Es wird extra für mich um 7h15 angerichtet, denn die Heilige Messe für die Schwestern beginnt um 7h30. Es gibt Kaffee, Milch, drei Scheiben Weißbrot, Butter und Marmelade. Viel mehr braucht es eigentlich gar nicht. Ich nehme bewusst war, dass ich oftmals nur X-mal so viel esse, weil einfach auch mehr da ist. Nach dem Frühstück begleiche ich die Zimmerrechnung und erhalte den Stempel für meinen Pilgerausweis. Danach sind alle Schwestern in der Heiligen Messe.

Portal der Klosterkirche in Farfa

Ich packe zusammen und ziehe zunächst gemächlich durch die Klosteranlage. Das Portal der Klosterkirche von Farfa hat eine ungemeine Zog-Wirkung und zieht mich zu einem besinnlichen Besuch hinein. Die Innenwände sind reicht mit Fresken verziert. Da mein Blick mangels Führung nicht bewusst gerichtet wird, halte ich inne und lasse mich von der Gestaltung faszinieren. Nachdem ich mich trennen kann, mache ich mich auf den Weg nach Fara di Sabina. Ich finde die Wegemarkierungen mal wieder nicht und folge dem Verlauf der Provinz-Straße nach Fara. Immer nach oben. Wahrscheinlich hätte ich bei erstbester Gelegenheit in den Wald abbiegen müssen. So habe ich wieder den Asphalt unter meinen Füßen.

Fara liegt auf einem Hügel und die Fernsicht ist beeindruckend. Nach einem kleinen Erkundungs-Rundgang trinke ich in der erstbesten Bar einen Cappuccino. Die Barfrau bringt ihre Freude über meinen Besuch so wenig zum Ausdruck, dass sie bei mir einen eher mürrischen und lustlosen Eindruck hinterlässt. Ich bemerke, wie sich ab diesem Moment meine Lust in Fara zu verweilen deutlich verringert. Kein Vergleich zu Stroncone. Dort wurde ich freundlich im „Casa di Helena“ empfangen und ebenso freundlich bleibt mir Stroncone auch in Erinnerung. Ich zweifele, dass mir Fara ähnlich angenehm in Erinnerung bleiben wird. Ist es nicht interessant, wie sehr eine persönliche Begegnung den Gesamteindruck eines Ortes verändern kann? Beim trinken meines Cappuccino, studiere ich den Reiseführer, um einen Weg nach Montelibretti zu finden. Die Beschreibung ist eher vage und ich verlasse mich eher auf Google Maps und meine Orientierung.

Vernachlässigter Pilger Rastplatz hinter Fara

Das geht auch eine Weile gut. Ich folge einem Weg und passiere hinter Fara einen ungepflegten „Sosta del Pellegrino“ ein Pilgerrastplatz. Selbstverständlich gefällt es mir, dass diese Plätze geschaffen wurden. Allerdings wurden bei der Projektierung dieser Plätze nicht bedacht, dass sie regelmäßig gepflegt werden, damit sich die Pilger auch Jahre nach der Errichtung daran erfreuen können.

Nach Ich lasse mir doch kein X für ein U vormachen! Doch lasse ich! Denn nach meinem Reiseführer hätte ich von Fara bis Canneto nur 5 km pilgern brauchen. Tatsächlich waren es jedoch 10 km. Durch wahlweise fehlende oder uneindeutige blau-gelbe Wegemarkierungen verlaufe ich mich auf Abwegen. Zum Beispiel: Ich folge der Markierung und als es völlig mehrdeutig wird frage ich zwei Frauen die gerade im Vorgarten arbeiten. Als ich nach der „Via Francesco“ frage, schicken mich die Beiden wieder in die Richtung aus der ich gerade kam, obwohl sie von dem Weg selbst scheinbar noch nichts gehrt haben. Sie scheinen noch nicht einmal zu wissen, dass der Weg gemäß meiner Interpretation des Reiseführers direkt an ihrem Grundstück verläuft. Wie auch. Ich bin enttäuscht, denn einige meiner Wegeentscheidungen entpuppen sich als Irrwege. Nichts was sich nicht korrigieren ließe, aber es kostet jedes Mal Kraft und Energie.

Aber warum bin ich eigentlich enttäuscht? Der Reiseführer hat sein Bestes gegeben, die Frauen vermutlich auch und die für die Wegemarkierung verantwortlichen Leute ebenso. Stimmt ja alles, aber meine Erwartung ist nun mal, dass ich unmissverständlich über den Weg geleitet werde. Denn ich möchte ohne Ablenkung und Verirrung ganz bei mir sein. Deshalb mag ich mich auch nicht ständig beschäftigen mit einem Gefühl der Unsicherheit und der Fragestellung „Wie weit muss ich nach der nächsten Abzweigung wohl zurücklaufen, um wieder auf den guten Weg“ zu gelangen. Im Prinzip hat meine Enttäuschung einzig und alleine was mit mir zu tun.

Ich mag eben gerne zielführende Entscheidungen anhand klarer Fakten treffen. Und das gelingt eben nicht immer. Und dann ist da eine Traurigkeit und eine Frustration, dass es eben nicht so lief wie ich es mir vorstellte. Hier auf dem Weg kommt noch hinzu, dass meine tägliche Leitungsfähigkeit nicht unendlich groß ist, sondern ich bin irgendwann müde und erschöpft. Und bevor der Bedarf an Erholung größer ist als weiterzulaufen, wäre ich gerne an meinen Tagesziel angekommen.

In Canneto steht Europas größter Olivenbaum. Er ist nur 400m von Weg entfernt. Auf die Besichtigung verzichte ich jedoch. Ein Olivenbaum ist halt ein Olivenbaum und wenn ein Olivenbaum größer ist als der andere und einer der Größte dann ist das zwar schön, aber das kann ich mir eben auch einfach nur vorstellen, außer dieser Olivenbaum hätte Oliven in der Größe von Kokosnüssen. Aber das interessiert mich auch gerade nicht. Mich interessiert einzig und alleine wo der Weg verläuft. Ich trabe der normalen Landstraße entlang und sehne mich gerade nach anstrengenden, schweißtreibenden Pfaden durch einsame Wälder.

Am Colle d‘Amore, dem Hügel der Liebe, verirre ich mich ein weiteres Mal. Aber es ist ja auch nicht ungewöhnlich sich auf dem Höhepunkt der Liebe zu verirren. Mein Reiseführer beschreibt den Weg wie folgt: „wir gehen noch ein Stück in Gehrichtung bergauf und biegen an der sichtbaren Grenze zwischen Obst- und Olivenhain links auf einen kaum sichtbaren Pfad ab. Am Ende des Haines führen Wegspuren nach oben in Richtung eines Handymastes.“ Wen wundert es bei dieser Beschreibung, dass ich nach Acquaviva anstelle nach Montelibretti gelange? Ich bin dermaßen frustriert, da kann auch der geschenkte Apfel des Obsthändlers nicht zu einer wesentlichen Verbesserung meiner Laune beitragen. Der Himmel ist bedeckt und schwül ist es obendrein. Auch das hellt meine Stimmung gerade gar nicht auf. Als ich jedoch den aus Rieti bekannten Wegweiser nach Rom sehe, freue ich mich und meine Zuversicht erwacht, dass jetzt alles wieder gut wird.

Ich esse den Apfel und lasse mich anschließend von den Zeichen führen. Ich merke wie wichtig es mir ist, immer wieder mal ein Zeichen zu sehen, dass ich auf einem guten Weg bin. Das alles in Ordnung ist. Zumindest trägt es dazu bei, das mein Hunger nach Klarheit und Sicherheit gestillt ist. Obwohl der Weg wieder steil abfällt, er führt durch die Natur, ich höre die Vögel zwitschern, ein Bächlein rauschen und ich muss mich auf der anderen Talseite wieder anstrengen, um über den Feldweg nach Montelibretti hinaufzusteigen. Aber ich habe wieder meinen inneren Frieden, die Freude und die Zuversicht.

Altstadtzentrum von Montelibretti

Montelibretti ist ein langgezogenes Straßendorf. Ich gehe zunächst in die Altstadt. In dem winzig kleinen Zentrum steht ein Brunnen, der von vier Linden umgeben ist, mit angenehmen, frischen und kühlen Wasser. Obwohl bezüglich der Trinkbarkeit keine Hinweise sichtbar sind, trinke ich erstmal einen guten Liter zur Erfrischung. Dann halte ich meine Arme und meinen Kopf komplett unter den Wasserstrahl. Auch meine Pilgerkappe hat inzwischen wieder einen recht unansehnlichen Salzrand und ich wasche sie komplett aus, wodurch sich das Wasser merklich eintrübt.

Ich vespere ein Stück Käse, einen Schnippel Salami und eine Ecke Weißbrot. Dann entspanne ich auf der Parkbank mit einem Mittagsschlaf. Dabei stört es mich kein bisschen, dass immer wieder Autos auf dem Platz ankommen und abfahren.

Als ich wieder aufwache ist der Himmel blau und es ist merklich wärmer. Ich laufe vom alten Zentrum der Hauptstraße entlang zur Piazza, vertilge noch zwei Erdbeerjoghurt, die ich unmittelbar zuvor im Supermarkt kaufte und lasse mich um 16 Uhr in einer Bar nieder. Ich trinke ein großes Radler. Eigentlich noch zu früh, aber so ist das mit den Vorsätzen. Am Anfang meiner Pilgerreise hielt ich mich noch daran und wollte nicht vor 18 Uhr, wenn überhaupt ein Bier trinken. Doch dann kam „Eva“ und meinte ich solle doch von dem Apfel kosten, sprich bereits Mittags mal ein Willkommensbier trinken und schon waren meine guten Vorsätze dahin. Ich bin als Mann, eben nicht anders als Adam: Leicht verführbar. Und auch über diese Erkenntnis freue ich mich, denn Selbsterkenntnis ist ja der erste Weg zur Veränderung.

Torre Fiora
Römischer Aussichtsturm Torre Fiora

Es ist 18 Uhr und das Thermometer zeigt noch immer 32 Grad an. Die Luft ist frischer und ich breche auf um in Richtung Rom noch einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Ich verlasse Montelibretti und folge der ausgezeichneten Wegemarkierung, die jetzt erfreulicherweise keine Fragen offen lässt. Nach zwei Stunden wird es dämmerig.

Da entdecke ich schon den Torre Fiora, einen Backstein-Signalturm aus der Römerzeit. Dieser Signalturm gehörte zu einem Netz von Signaltürmen die bereits in der Antike der raschen Nachrichtenübermittlung durch Fackelsignale dienten. Es wäre genial dort zu übernachten und die Energie des Ortes aufzunehmen. Leider finde ich keinen Weg dorthin. Dafür finde ich einen Hinweis, dass im Gelände Vipern gesichtet wurden und Hundehalter vorsichtig sein sollten. Na das sind ja rosige Aussichten.

In meiner Vorstellung spüre ich förmlich wie mir eine 90 cm lange, glitschige Viper in meinem Schlafsack Gesellschaft leistet und bei meiner ersten falschen Bewegung herzhaft zubeißt. Das Nervengift der Viper löst bei mir Atemnot und Herzbeschwerden aus. Ich beginne ich so langsam das Bewusstsein zu verlieren und werde mit dem Kopf zuerst verschlungen. Nein! keine schöne Vorstellung und ich suche weiter nach einem Ort, der möglichst frei von jeglichen Vipern ist.

An einem Grillplatz neben einem Bachlauf werde ich fündig. Dort gibt es eine Befestigungsmöglichkeit für meine Hängematte und mich. Jetzt hoffe ich auf eine ruhige, von Vipern und Insekten freie, Nacht. Über das Lichtspiel der Glühwürmchen erfreue ich mich und schlafe beim monotonen Plätschern des Baches seelenruhig ein. Pace e Bene.

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Wege.

Hängematte

Ich wache erholt in meiner Hängematte auf. Die Nacht verlief erfreulich ruhig und ohne nennenswerte Störungen. Ich packe zusammen und mache mich auf den Weg. Ich versorge mich im Supermarkt von Collevecchio mit Kefir, Apfel, Birne und laufe zur Piazza, um mein gewohntes Frühstück einzunehmen.

Eine Frau fragt mich, ob ich Pilger sei. Ich bejahe und sie wundert sich, weil so früh normalerweise noch keine Pilger im Dorf seien. Sie erzählt sie wohne in Rom, betreibt hier in Collevecchio ein Agriturismo und ist für die neue Beschilderung und die Planung des Pilgerweges verantwortlich. Der Weg sei im deutschen Wanderführer ja überwiegend auf Asphalt geführt und sie verkündet mit Stolz, dass sie den Weg im Sabinerland gerne durch die Natur führen mag. Endlich habe ich zu meinen Verirrungen auch ein Gesicht.

Herausfordernde Wegeführung

Wir verabschieden uns und ich folge der Wegbeschreibung: erst gemütlich abwärts, dann durch eine Wiese. Ich schrecke ein Reh im Kornfeld auf, pilgere durch ein ausgetrocknetes Bachbett und wieder durch Brennnesseln. Dabei habe ich ständig irgendwelche Spinnennetze oder Seidenfäden von Raupen im Gesicht. Dann geht es eine Wiese hoch, die gerade vom Bauern mit einer Raupe gemäht wird. Der letzte Teil des Hangs ist so steil, wie ich es sonst nur von schwarzen Skipisten kenne. Ich kämpfe mich den Hang hinauf und freue mich, dass ich oben einen ebenen Weg vorfinde. Aufgemuntert durch den Zustand des Weges pilgere ich weiter.

Die Wegemarkierung führt mich zu einem Privatgrundstück, wo mir zwei freilaufende Hunde laut bellend den Durchlass verweigern. Verunsichert bleibe ich stehen. Ein Mann kommt aus dem Haus und ich frage, ob dies der Weg sei. Er erklärte mir, dass der Weg außen in großem Bogen um sein Grundstück verlaufen würde. So gelange ich in ein Tal, um auf der anderen Seite wieder hinaufzusteigen.

Santuario di Vescovio

Das macht mir heute keinen Spaß und denke missmutig an die Worte der Streckenführungsverantwortlichen. Als ich an einer Straßenkreuzung überhaupt keine Markierung mehr finde, laufe ich am Rand der Straße nach Vescovio, die gerade stärker befahren ist als mir lieb ist. Vescovio war früher Bischofssitz und hat eine Kirche mit romanischer Krypta, wo ich recht gut erhaltene Fresken vorfinde. Auch hier kann ich es mir nicht nehmen lassen voller Inbrunst ein Halleluja zu singen. Danach mache ich in der Bar neben der Kirche eine Rast. Es ist heiß.

Ich breche auf. Nach Selci sind es nur noch 3 Kilometer. Ich laufe weiter an der Straße entlang. Meine Aufmerksamkeit ist eher im außen, denn die Straße wird noch immer stark befahren. Der Seitenstreifen ist nicht gemäht, so kommt es für mich als auch für die Autofahrer gerade in Kurven zu Überraschungsmomenten. Ich weiche häufig ins Gestrüpp aus, um eine Kollision mit den Fahrzeugen zu verhindern. Es geht über Serpentinen nach Selci hinauf. Dort finde ich einen kleinen Altstadtkern. Eigentlich ist er gar nicht der Rede wert. Ich mache eine kurze Pause, trinke etwas und pilgere weiter. Überraschend sehe ich an einigen Häuserfassaden schön gestaltete Graffitis, während ich immer weiter ansteigend dem Verlauf der Hauptstraße folge und aus dem Ort hinaus pilgere.

Der Weg verläuft weiter auf einer Landstraße und ich gelange an einen Punkt mit sagenhafter Fernsicht. Wenn es so richtig klar ist müsste ich eigentlich schon von hier aus das Meer sehen können. Laut Reiseführer aber auf jeden Fall den Petersdom. Irgendwie verrückt, dass ich innerhalb der vergangenen 20 Tage bereits diese Strecke (ca. 500km) zurückgelegt habe.

Und dieser Weg ähnelte meinem Lebensweg. Ich startete unerfahren. War lediglich in Begleitung meiner beiden Wanderführer die zu Beginn schon unterschiedliche Ideen hatten. Dann wurde ich von Tag zu Tag selbständiger, wusste wie der Hase läuft bzw. welche Markierung mir den Weg weißt. ich lernte durch die Erfahrungen, Fehltritte und Verirrungen. Der Weg verlief mal sanft bergab, so dass ich schnell vorankam. Manchmal war er aber auch steil und steinig, wo ich jeden Schritt mit Bedacht gehen musste. Ich hatte mal mehr und mal weniger Nahrung, die ich zu mir nehmen konnte, jedoch immer Wasser zum Trinken und ein Brot zum Essen.

In manchen Momenten belohnte ich mich für das was ich geleistet habe, mit einer Mahlzeit oder einem feinen Getränk. Es traten Menschen in mein Leben, die ich begleitete und die mich ebenso begleiteten. Dafür bin ich dankbar! Manche begleiteten mich nur auf einer kurzen Strecke und andere über mehrere Etappen. Irgendwann trennten sich unsere Wege. Den Zeitpunkt der Trennung und der Entscheidung hatte ich dabei nie alleine in der Hand. Manche werde ich zu späterem Zeitpunkt vielleicht nochmal treffen, manche nie mehr wieder. Auch das gehört zum Leben dazu.

Aus Begegnungen werden Beziehungen und aus Beziehungen werden Bindungen oder halt auch nicht. In wenigen Tagen werde ich Rom erreichen und auch dieser Pilgerweg endet für mich am Grab meines Namensvetters, dem Apostel Petrus. Irgendwann wird auch mein eigener Lebensweg an meinem eigenen Grab enden. Und wenn es soweit ist, dann möchte ich alle Rechnungen beglichen haben. Dann möchte ich auch sagen können, dass ich die Dinge getan habe die ich immer mal machen wollte und ich möchte sagen könne, dass ich vielleicht dazu beigetragen habe, diese Welt an manchen Stellen zu einem schönen Ort zu machen. Aber da habe ich noch ein wenig vor mir. Auf alle Fälle mag ich sagen „I did it my way“ und es war ein guter Weg.

Mein Pilgerweg zweigt ab und fällt wieder steil in ein Tal ab. Ich wünsche mir, dass es mal ein Weg gibt, der steil ansteigt und dann kilometerlang sanft und gemütlich abfällt. Aber nein. Hier steigen die Wege steil an und fallen stark ab, so dass Muskelkraft auf beiden Wegen nötig ist. Es war mir ebenso klar, dass dieser kleine Weg wieder auf einer stark befahrenen Straße mündet. Zumindest finde ich hier die gelb-blaue Markierung wieder. An einem Abzweig bin ich bereits völlig entkräftet. Die Hitze mit über 32 Grad macht mir schwer zu schaffen. Ich stelle kurz meine Rucksack an einem schattigen Fleckchen ab und sehe: einen Maulbeerbaum.

Maulbeeren

Einer der Saarländer hatte mir davon erzählt und ich freue mich, dass ich diesen Baum nun endlich auch mal zu Gesicht bekomme. Ich pflücke ein paar und vernasche sie. Sie schauen ein bisschen aus wie langgezogene Brombeeren und schmecken süßlich. Genau mein Geschmack. Die Wirkung von Maulbeeren auf meinen Körper kenne ich natürlich nicht. Aber da lasse ich mich einfach überraschen. Ist mir auch erstmal egal, denn sie sind lecker. Ich bin dem Saarländer sehr dankbar für diesen Tipp. Es gibt so viele Köstlichkeiten in der Natur, die ich nicht kenne und freue mich, dass ich hier wieder etwas dazugelernt habe.

Jeden Schritt den ich vor dem Verzehr der Maulbeeren hinuntergelaufen bin, stapfe ich nun wieder nach oben. Es geht den Berg hinauf nach San Luigi. Die Hitze gibt mir gerade den Rest. Das Thermometer ist inzwischen auf 33 Grad gestiegen. Mit jedem Schritt wird mein Vorankommen beschwerlicher. Warum suche ich mir eigentlich nicht das nächste Agriturismo und lasse es für heute einfach sein?

Für mich ist das irgendwie eine Frage des Prinzips. Ich habe mir vorgenommen, dass ich heute noch bis Farfa kommen mag, um dort im Kloster zu übernachten. Aber momentan bin ich einfach nur unfassbar erschöpft. Alle meine Fettreserven scheine ich auf der bisherigen Stecke verbraucht zu haben, so dass es nichts mehr gibt woraus mein Körper Energiereserven produzieren kann. Die Sonne, die Hitze, die Steigung. Ich kann nicht mehr! Ach was rede ich mir da ein? Natürlich kann ich noch! Ich sehe schon Poggio Mirteto, den „Hügel der Myrte“. Aber weshalb geht der Weg erst wieder hinunter in ein Tal bevor er nach oben in die Stadt führt?

Egal es hilft nichts. Ich will weiter. Wenn das Hundegebell an jedem Grundstück zumindest ausbleiben würde. Damit komme ich gerade gar nicht klar. Es nervt. Jetzt stellen sich die bellenden Hunde auch noch vor mir in den Weg. Ich mag ich mehr, aber gleich bin ich oben, gleich habe ich es geschafft. Ich bewege mich gerade nicht, weil mein Körper Lust drauf hat, sondern nur, weil mein Geist diese Grenze gerade zu überwinden versucht. Jeder Schritt ist eine hart geführte Verhandlung im inneren Dialog. Nur so komme ich gerade mit jedem Schritt weiter nach Poggio Mirteto. Endlich im Stadtzentrum an der Piazza angekommen, lasse ich mich in der erstbesten Bar nieder und lasse Gott einen guten Mann sein. Meine guten Vorsätze stelle ich mal ganz hinten an. Jetzt gibt es erstmal ein Bier.

Zentrum von Poggio Mirteto

Obwohl ich noch weiter will kann ich mich nicht von der Bar trennen und trinke noch ein weiteres Bier, dass hier in handlichen 0,66l Pullen serviert wird. Gegen halb fünf laufe ich beschwingt weiter und entdecke erst jetzt wie lebendig es in Poggio Mirteto zugeht. Auf der Via Roma, die es wie gesagt in jedem Dorf zu geben scheint, sind zahlreiche Geschäfte und die Leute flanieren über den breiten Gehsteig.

Bei einer Metzgerei mache ich halt, um als Proviant noch ein wenig Salsiccia zu kaufen. Der Metzger lässt mich probieren. Nimmt ein Würstel teilt es durch zwei, gibt mir die eine Hälfte und futtert selbst die andere. Sie schmeckt lecker und ich nehme gleich zwei davon und zwei andere für €2,50. Das finde ich auch irgendwie nett, dass in den kleineren, inhabergeführten Läden immer recht großzügig abgerundet wird.

Obwohl ich die blau-gelbe Markierung sehe, habe ich wenig Lust auf weitere Experimente. Ich mag einfach nur noch irgendwie schnell und vor Einbruch der Dunkelheit in Farfa ankommen. So folge ich der Streckenbeschreibung von Google Maps und laufe achtsam auf der Landstraße entlang, die erfreulicherweise bergab führt. In Bocchignano wird gerade das Sabina Jazz Festival veranstaltet. In einer lebhaften Bar gönne ich mir noch eine Cola, damit ich noch ein wenig Energie für die letzten sechs Kilometer bekomme.

Kurz vor Farfa überquere ich das gleichnamige Flüsschen Farfa und denke kurz darüber nach, ob ich vielleicht dort bleibe und ein Bad nehme. Den Gedanken verwerfe ich und pilgere weiter. Nur wenige hundert Meter danach komme ich an einem Schwimmbad vorbei und habe vergleichbare Gedanken. Ich laufe weiter nach Farfa, in der Hoffnung dort einen Schlafplatz im Kloster zu bekommen. Kurz vor 20 Uhr kam ich im Kloster Farfa an und wurde zu meiner Freude von den Brigitten aufgenommen.

Abendessen im Kloster Farfa

Obwohl ich für den Preis von €35 schon besser untergekommen bin, überwiegt meine Freude über ein richtiges Bett, eine Dusche und das Waschen meiner Pilgerklamotten. Es bedurfte mehrerer Spülungen, um das Gemenge aus Schweiß und Straßenstaub aus den Textilfasern herauszubekommen. Jetzt hoffe ich einfach nur, dass die Sachen bis morgen getrocknet und wieder tragbar sind.

Nachdem meine Pilgerpflichten erledigt sind, begebe ich mich in das nahe liegende Restaurant, um meine Kohlenhydrat-Reservoirs mit ein paar Nudeln wieder aufzufüllen.

Morgen werde ich mir dann noch die Benediktinerabtei Farfa ein wenig genauer anschauen. In der ursprünglichen Anlage war sogar Karl der Große noch vor seiner Krönung zu Gast und in der Bibliothek gibt es ca. 45.000 Bände von irgendwelchen Schriften. Ich bin gespannt.

Bis Rom sind es jetzt noch drei Etappen mit einer Gesamtlänge von 65km. Da werde ich es die kommenden Tage ein wenig gemächlicher angehen. Zumal der Wetterbericht Höchsttemperaturen von 37 Grad für die kommenden Tage ankündigt.

Pace e Bene.

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Vergleichen.

Eremo Sacro Speco

Heute ist der 2. Juni, Festa della Repubblica, der Nationalfeiertag in Italien, der an die Gründung der italienischen Republik 1946 erinnert. Es fällt mir merklich schwer mich von meinem gemütlichen Zimmer im La Casa Di Helena zu trennen. Im Vergleich zu meinen anderen Unterkünften ist dies eine wahrliche Perle. Aber ich will ja eigentlich gar nicht vergleichen, sondern einfach nur dankbar sein, dass ich an diesem wundervollen Ort untergekommen bin. Nachts, wenn ich mit meinen Träumen alleine bin, spielt es ja keine Rolle wo ich übernachte, ob in einer Herberge, draußen in der Natur oder eben in diesem mittelalterlichen Zimmer. Was ich brauche ist erholsamer Schlaf und den hatte ich in diesem Zimmer auf jeden Fall.

La Casa di Helena – Stroncone

Ich packe und verlasse still, heimlich und leise die Unterkunft. Obwohl es bereits kurz vor acht Uhr ist, nehme ich noch niemanden in der Unterkunft wahr. Bezahlt hatte ich bereits gestern Abend, so brauche ich nur noch lautlos zu verschwinden. In der Bar nehme ich noch einen Cappuccino und ein Croissant zu mir. Die Auswahl an Croissants ist hier ganz beträchtlich, mit Honig, mit Schoko, mit irgendwas herzhaftem, mit und ohne Krokantsplitter, so dass ich mich für ein ganz normales entscheide.

Im Pilgerführer lese ich, dass die heutige Etappe eine der anstrengendsten auf dem ganzen Pilgerweg sei. Bis Calvi werde ich 22 km mit 1.000 Höhenmeter überwinden. Und das bei Temperaturen von über 32 Grad. Eigentlich kann mich auf diesem Weg kaum noch eine Etappe weder erschrecken noch überraschen, denn sie waren mal leichter und mal anstrengender. Meine Jammerei habe ich nahezu eingestellt und ich lasse mich einfach ein auf das was kommt. Was nützen mir die Vergleiche, wenn ich so oder so über die Berge laufen muss, wenn ich weiter nach Rom will.

Im allgemeinen sind Vergleiche ja häufig die Wurzel eines Übels: „Ich hätte gerne, dass unser Garten genauso schön ist wie der unseres Nachbarn.“ „Ich hätte gerne auch so einen schnellen Wagen wie mein Kollege.“ usw. Und wenn ich das nicht bekomme, was der andere hat, fühle ich mich miserabel oder es kommt zum Konflikt. Kennst solche Situationen und kommt Dir das bekannt vor? Unter Pilgern gibt es wenig Vergleiche. Jeder trägt an jedem zweiten oder dritten Tag die selben Klamotten wie zuvor und wird auf dem Weg keinen Shopping Tag einlegen. Unter Pilgern besteht zwar Interesse wieviel Last jeder in seinem Rucksack mitschleppt. Aber es gibt dafür weder Bewunderung noch Mitleid. Es beschränkt sich beim Gewicht auf die Fakten, auf eine Angabe in Kilogramm und damit hat es sich. Wahres Interesse besteht eher an den menschlichen Themen, die jeder mit sich rumschleppt und das Teilen des eigenen Leids.

Pilger verfolgen auch alle das selbe Ziel. Jeder will irgendwann, irgendwo ankommen, Frieden und Heilung finden. Ohne Belohnung, ohne Bonus. Einfach nur ankommen. Ich denke, das ist im Alltag anders. Wo wird in Unternehmen von jedem das selbe Ziel verfolgt? Eher messen sich Abteilungen miteinander oder Kollegen untereinander als würden sie miteinander konkurrieren. Wer macht die besseren Deals, wer die gigantischeren Umsätze. Gerät dadurch das mögliche gemeinsame Ziel, nämlich einen zufriedenen Endkunden zu haben, durch individuellere Ziele mit persönlicher Motivation nicht ins Hintertreffen? Wenn die Zusammenarbeit im Alltag so wäre wie beim Pilgern, könnte es weniger Stress und mehr Zufriedenheit geben. Den Gedanken lasse ich jetzt erstmal sacken und schaue, ob ich irgendwann noch mal ein bisschen mehr Substanz dranbekomme.

Ich pilgere zuerst zum Kloster San Francesco, das von Franz im Jahr 1213 selbst gegründet wurde. Damals war er ca. 32 Jahre alt. In der Klosterkirche ist gerade Gottesdienst und ich pilgere weiter. Stroncone verlasse ich über Straßen mit unterschiedlichem Belag. Es geht mal auf, mal ab und ich komme zügig voran. An einer Steigung überhole ich ein deutsches Pärchen. Ich grüße mit einem fröhlichen „Hallo“, doch nur er grüßt zurück. Die Frau beschäftigt sich vermutlich gerade sehr mit sich selbst, so dass sie mich nicht wahrnimmt. Hinter Aguzzo geht es noch in eine Talsenke und dann wird es wenig erfreulich.

Es ist heiß und ich pilgere den Berg hinauf. In Le Ville zweigt der Weg ab und führt als Trampelpfad über eine Wiese den steilen Hang nach oben. Ich arbeite mich durch das hüfthohe Gras und dorniges Gestrüpp. Dann verläuft der Weg weiter in den Wald, wird schmaler und ausgewaschener. Ich stolpere über die auf dem Weg liegenden Steine bis ich die Straße zum und letztlich das Santuario Sacro Speco selbst erreiche.

Für den Aufstieg werde ich mit einem sensationellen Blick über die weite Ebene belohnt. Ich besichtige die Einsiedelei, die Franz ab 1213 für Gebet und Mediation nutzte. Für die Einkehr in Stille gibt es kaum einen besinnlicheren Ort. Hier vollbrachte der Franz auch ein Wunder, denn er schöpfte Wasser aus dem Brunnen und es wurde zu Wein. So sagt man zumindest. Ob er erst darin seine Füße wusch und es so eine vergleichbare berauschende Wirkung wie Wein entfaltete oder ob es einfach nur trinkbar wurde, das weiß ich leider nicht. Ich nutzte den Ort zu einer Pause und zog erstmal mal völlig durchnässtes T-Shirt aus. Als ein Padre vorbeikam und mich bat meinen nackten Oberkörper zu bedecken pilgerte ich weiter.

Die ersten 600 Höhenmeter hatte ich bereits bewältigt und es warten noch 400 weitere auf mich. Die haben es tatsächlich in sich. Es ging im Bereich einer Stromtrasse in Serpentinen über Geröll stetig aufwärts. Ich passe mein Tempo an und steige in langsam, Schritt für Schritt auf. Je höher ich steige, desto schwerer wird mein Rucksack und jeder Schritt. Jede Menge Insekten schwirren um mich herum. Das nervt fast noch am meisten. Fast meditativ und mit großer Achtsamkeit steige ich weiter über das Geröll hinauf und erreiche bald eine Wiese, die mir signalisiert, dass ich die größte Anstrengung nun hinter mir habe. Auf einem Feldweg geht es bequem weiter. Zwar noch mit einem leichten Anstieg, der jedoch aufgrund der Beschaffenheit des Weges leichter zu bewältigen ist, als diese steinige, steile Serpentinenstrecke zuvor.

Von nun an geht es bergab nach Calvi dell’Umbria, der südlichsten Gemeinde Umbriens mit knapp 2.000 Einwohnern. Ich erreiche eine asphaltierte Straße die ich bequem bergab pilgern kann. Gelegentlich kürze ich über den markierten Wanderweg auf weichem Waldboden ab. Gegen 14 Uhr erreiche ich Calvi, erfrische und wasche ich mich am Brunnen vor dem Eingang des Friedhofs. Dann entspanne ich mich auf der ersten Parkbank die ich finden kann. Ich esse meinen Apfel und bediene mich auch an den Butterkeksen, die ich als eiserne Reserve seit Florenz durch die Gegend schleppe. Gerade als ich aus meinem Mittagsschlaf erwache, pilgern drei Italienerinnen an mir vorbei.

Barszene in Calvi

Ich pilgere ein wenig später ins alte Zentrum von Calvi und lasse mich in der erstbesten Bar nieder, um ein großes Radler zu trinken. Am Nebentisch spielen vier ältere Männer unter hoher Konzentration Karten. Nach jeder Partie wird lautstark darüber debattiert was, wer hätte anders spielen sollen. Acht Männer schauen dem Spiel zu. Es ist ein fröhliches Feiertagstreiben. Ansonsten geht es aktuell in Calvi recht ruhig zu. Was mir am heutigen Tag besonders auffällt ist, dass ich weder Rasentrimmer noch vergleichbare Gartengeräte höre.

Irgendwie verspüre ich keinen Impuls hier in Calvi zu bleiben und beschließe noch weiterpilgern. Irgendwie verspüre ich auch eine gewisse Ungeduld und möchte gerne bald in Rom ankommen. Ich versuche mich einzufühlen und zu ergründen, was es ist, dass mich so nichts hier in Calvi hält. Vielleicht doch ein unbewusster Vergleich mit Stroncone, das irgendwie sympathischer und freundlicher war? Fehlt mir die Gemeinschaft der Pilger? Um 17 Uhr breche ich auf. Die Wegeführung ist mir unklar und ich orientiere mich an der kleinen Karte im Reiseführer.

Zunächst geht es 500 Stufen über die Via Roma, welche Straße auch sonst, talabwärts aus Calvi heraus. Dann ein Stück an einer Provinzstraße entlang. Ich bin genervt, denn ständig muss ich den Autos ausweichen. Nach 2 km zweigt eine Nebenstraße ab und ich werde als Pilger auf einem Schild im Sabinerland willkommen geheißen. Und ich sehe wieder die gelb-blaue Markierung. Ich spüre deutlich wie sich meine Stimmung aufhellt. Es besteht Klarheit bezüglich des Weges, ich pilgere auf einem sanft abfallenden Bergrücken und blicke auf eine liebliche, hügelige Landschaft mit Weinbergen, Olivenhainen und Kuhherden. Ich fühle mich wohl und bin zufrieden.

An einer Stelle ist die Wegeführung unklar. Es gibt keine Markierung, es gibt ein Weg, einen verbotenen Weg durch ein offenes Gatter und einen anderen Weg. Der Reiseführer macht eine klare Ansage bzgl des verbotenen Weges. Nämlich: genau da lang um „sanft den Talboden zu erreichen“. Mit Widerwillen pilgerte ich den verbotenen Pfad und wartete bloß darauf, dass im nächsten Augenblick entweder der Eigentümer mit einer Schrotflinte vor mir stehen wird oder eine Horde Hunde über mich herfällt.

Als ich das zweite Gatter passiere, die blau-gelbe Markierung wiederentdecke und keines der befürchteten Ereignisse eintritt, bin ich wieder beruhigt. Ich pilgere im Talboden weiter bis ein Wegweiser in Richtung Gestrüpp weist. Ich beiße die Zähne zusammen, laufe durch hüfthohes Gewächs in Serpentinen den Hang der anderen Talseite hinauf. Der Weg war dabei so steil, dass ich den Eindruck hatte ich würde mit meinen Wanderstiefeln eine schwarze Skipiste hochstiegen.

Kurz bevor ich wieder auf Spuren der Zivilisation stoße komme ich noch in Kontakt mit einer Brennnessel an der rechten hinteren Wade. Es fühlt sich so an, als sei die oberste Hautschicht mit einem Messer eingeschnitten und mit Salzwasser beträufelt worden.

Ich laufe über Dorf- und Landstraßen weiter nach Collevecchio, wo ich direkt am Ortseingang einen geeigneten Platz für mein Nachtlager entdecke. Ich freue mich, dass meine Hängematte wieder zum Einsatz kommt und hoffe, dass ich in der Nacht von wilden Tieren in Ruhe gelassen werde. In meiner Hängematte liegend, erfreue ich mich an dem Leuchtspiel der Glühwürmchen. Fantastisch. Es sind so viele.

Pace e Bene.

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Unsichtbar.

Stroncone

Manchmal mag ich gerne unsichtbar sein und nicht entdeckt werden. So wie letzte Nacht. In dem geschützten Ort unterhalb des Santuario di Greccio war ich wohl für die Meisten unsichtbar und verbrachte eine Nacht mit erholsamem Schlaf. Da heute voraussichtlich nur wenige Kilometer vor mir liegen, lasse ich den Tag ruhig angehen. Ich warte bis sich die Erde soweit gedreht hat, dass das wie in die Felswand eingelassene Santuario so ausgeleuchtet wird, dass ich es fotografisch hübsch einfangen kann.

Durch das Sichtbare in der Schöpfung das Unsichtbare ergründen. Seit ich die Erklärung von Bruder Thomas in Assisi gehört habe, begleitet es mich bewusst: das Unsichtbare.

Welche Kräfte ziehen mich wie ein Magnet weiter und lassen mich nicht für den Rest meines Lebens an diesem wundervollen, friedvollen Ort verharren? Was treibt mich weiter? Was ist das Ziel? Wohin und mit welcher Perspektive? Was ist der Sinn des ganzen Weges?

Zu Franzens Zeiten gab es ja die modernen Errungenschaften wie Kranken- oder Rentenversicherung noch nicht. Wozu auch? Franz starb im Alter von knapp über vierzig, ebenso wie wohl einige seiner Zeit. Da kam die Sorge, wovon ich mich im Alter ernähre und wovon ich meine Miete zahle erst gar nicht auf. Und die Krankheitsversorgung lief häufig über die Ordensleute wo Kräuter oder auch die vier Säfte Lehre Anwendung fanden. Am Ende stand ein Heilungswunder. Aber die findet man ja auch heute noch.

Weihnachtsfresko

Ich bin der erste Besucher des Santuarios und das Warten lohnt sich. Zu sehen ist das Fresko des Weihnachtsgeschehens in Bethlehem. Abgebildet ist wie Maria das neugeborene Jesuskind stillt. Diese Darstellung habe ich bis dahin noch nicht gesehen. Auch den Schlafraum des heiligen Franz sehe ich sowie andere erhaltene Räume aus früheren Zeiten. Ich bin berührt, berührt von der Energie die dieser Ort ausstrahlt. Es gibt noch eine Ausstellung mit Grippen aus aller Welt. Mich mutet es gerade nicht so weihnachtlich an und ich gehe weiter. Von einer Nonne erhalte ich im Museumsshop einen Stempel für meine Credential, meine Pilgerurkunde.

Ich folge den Beschreibungen in meinem Wanderführer und suche den weiteren Weg. Als ich die gewohnte gelb-blaue Markierung sehe, bin ich ganz beruhigt. Es geht auf schmalem Pfad mal wieder steil nach oben. Es ist erst ein schmaler Trampelpfad, den die Natur versucht zurückzuerobern. Später wird er breiter. Ich bin inzwischen daran gewöhnt und jammere nicht mehr so viel wie noch in vergangenen Tagen. Ich wuchs wohl inzwischen mit dem Weg zusammen. Der Weg und ich sind eins geworden und wir sind spirituell miteinander verbunden.

Aufgrund dieser besonderen Verbindung mag ich dem Weg ein wenig Empathie geben. Dem Weg Empathie geben? Blödsinn! Mag sein, das es blödsinnig ist und gleichzeitig ein Versuch wert. Denn das was ich über den Weg denke gehört ja irgendwie auch zu mir und so ist es letztenendes Einfühlung in meine Gedankenwelt. Ich denke so ein Weg hat es auch nicht leicht. Er gibt den Pilgern eine Richtung, versucht sich den Launen der Natur zu widersetzen und dennoch trampeln alle auf ihm herum. Wenn es mal glatt und eben läuft, dann sagt keiner was. Aber kaum wird es mal steil und unbequem wird das Gequängel groß. Nein! Auch wenn es eng und steil ist so jammere ich jetzt nicht, sondern bin auch diesem Weg dankbar, dass er mich schneller zum Ziel bringt als wenn ich ohne ihn, also ganz auf mich alleine gestellt begehen würde.

Peter vor Prati
Wiesental bei Prati

Irgendwann endet die Steigung eines jeden Weges. Dessen bin ich mir inzwischen auch bewusst geworden. Es geht nie nur bergauf und ist nie nur anstrengend. Es wird auch wieder leichter. Auf meinem Weg ist das der Fall, als ich den Sattel erreiche und mich mit einem Rückblick von dem Rietital und Greccio verabschiede. Von jetzt an schlängelt sich der Weg in einem Hochtal auf Wiesen durch Eichenwälder.

Ich sehe eine Herde mit zahlreichen weißen Kühen und einen Bauernhof kurz bevor ich in Prati ankomme. Ebenso sehe ich einen Wegweiser. Darauf lese ich Rom 123km. Allerdings zeigt Rom in die Richtung aus aus der ich gerade komme. In meiner Laufrichtung wird Terni und Assisi angezeigt. Also Orte die ich bereits besuchte. Das irritiert mich gerade und gleichzeitig bin ich voller Zuversicht, dass ich auf einem guten Weg bin.

Ich lief von Umbrien nach Latium und bin jetzt wieder zurück in Umbrien. Ich bin also 80km gepilgert, um gerade mal 15km weitergekommen zu sein als vor drei Tagen. Aber das ist ja alles relativ. Wäre das Sichtbare „nach Rom pilgern“ der einzige Sinn meiner Pilgerschaft, dann wäre ein Teil der vergangenen Wegstrecke Verschwendung von Zeit und Energie gewesen. Der für Andere unsichtbare Sinn besteht für mich in der Bewegung selbst, der Förderung meiner Gesundheit, der Inspiration durch die Zeit mit mir selbst und dem Franz schließlich an seinen heiligen Orte irgendwie zu begegnen, ihm näherzukommen.

Mir ist Gemeinschaft wichtig. In jeder Gemeinschaft gibt es Unstimmigkeiten, Zank und Streit. In der Gemeinschaft mit Gott hingegen gibt es Einigkeit, Ansporn, Unterstützung und die Sicherheit, dass mir Vergeben wird, wenn ich einmal nicht nach seinen Regeln handle. Das finde ich richtig klasse, denn ich habe die Sicherheit, dass keiner nachtragend ist, wenn ich das was ich tue auch aufrichtig bereue. Das ist auch das was ich mir im Leben für alle Gemeinschaften wünsche. Klärung und nachhaltige Vergebung. Die Wichtigkeit dessen ist mir klar. Anderen bleibt das was mir klar ist jedoch verborgen. Es bleibt unsichtbar.

Auch wenn ich noch nicht so viel gepilgert bin mache ich eine Pause am Campingplatz und gönne mir einen weiteren Cappuccino und einen Softdrink bevor ich weiterpilgere. Der Weg führt erst an der Straße entlang bevor er auf einen Schotterweg abzweigt, dieser verläuft steil und durch einen unvorsichtigen Schritt rutsche ich auf dem Geröll aus. Durch eine ausgleichende Bewegung kann ich mich glücklicher Weise auffangen. Kurz danach verspüre ich einen stechenden Schmerz im Bereich der rechten Brustmuskels. Erst habe ich Sorge, dann vermute ich, dass ich mich wohl durch die ruckartige Ausgleichsbewegung ein wenig gezerrt habe.

Kurz vor Stroncone fühle ich mich von den Wegweisern ein wenig veräppelt. An einer Kapelle lese ich es seinen noch 700m bis zum Ort. Auf dem nächsten Schild 500m, obwohl vom Ort noch nichts wahrnehmbar ist. Ich laufe eine Weile sanft bergab und quere eine asphaltierte Straße. Danach lese ich auf dem dahinterliegenden Wegweiser es seinen noch 1 km bis Stroncone. Erfreulicher Weise kann ich das Dorf mit seinen knapp 5.000 Einwohner bereits vor mir sehen. Endlich, denn ich will einfach nur noch von dieser Geröllpiste runter.

In Stroncone, einem beschaulichen mittelalterlichen Dörfchen gehe ich zunächst ein paar Einkäufe erledigen, bevor ich das „Casa di Helena“ ansteuere. Ich hatte es zwar auf einem Online-Portal gesehen, aber konnte mich nicht zu einer Buchung hinreißen lassen. Nun stand ich vor der Türe und klingelte. Helena selbst schaute aus einem Fenster des obersten Stockwerks heraus und sagte, dass sie mir noch ein Zimmer anbieten kann.

Casa di Helena – Stroncone

Ich bin überglücklich, denn das Ambiente in diesem mittelalterlichen Gebäude ist so schick, dass ich es mit Worten kaum beschreiben kann: ein Bad habe ich für mich alleine und darf bei Bedarf auch die Küche nutzen. Nachdem ich meinen Apfel, eine Tomate, zwei Kiwi gegessen hattee, gehe ich Duschen. Ich sehe mich im Spiegel und denke, dass ich dringend mal wieder eine Schweinshaxe esse sollte. Inzwischen ist es nicht mehr unsichtbar, dass ich an Gewicht verloren habe. Meine Haut konnte dem Tempo des Reduzierens wohl nicht folgen und mir scheint ich brauche eine Rückbildungsgymnastik

Ich blicke aus dem Fenster direkt auf Terni und kann nicht aufhören es zu betonen: ich bin so dankbar! Dankbar für alles was gerade geschieht. Und auch meine Dankbarkeit bleibt unsichtbar, bis ich sie ausspreche. Jetzt werde ich mal schauen was der Tag noch so bringt. Wo ich eine warme Mahlzeit herbekomme und wo ich eine Internetverbindung habe die so stabil ist, dass ich heute Abend meine Übungsgruppe leiten kann.

Im Park von Stroncone gibt es freies WiFi und ich wage von dort die Übungsgruppe mit sieben Teilnehmenden zu leiten. Ich berichte von meiner Befindlichkeit und teile Erlebnisse von dem Weg, bevor es an die Fragen und Themen der Teilnehmenden geht. Meine Befürchtungen treten nicht ein, das Netz bliebt stabil und wir hatten eine bereichernde Zeit. Meine Bedürfnistanks sind alle täglich gut durch diesen Weg gefüllt und deshalb bin ich zufrieden und glücklich.

Stoncone Brunnen am Abend

Ich bin unabhängig von Orten und Unterkünften und kann frei entscheiden, wann ich wohin gehe, ob ich draußen übernachte oder mir eine Herberge suche. Durch jeden gepilgerten Kilometer entwickle ich mich weiter, stille meine Neugier während ich neue Land- und Ortschaften entdecke. Ich lerne mich selbst mit meinen Grenzen kennen und fühle mich ein was ich gerade brauche. Sobald ich müde und kraftlos bin entspanne ich und ruhe mich aus. Alles was ich für mein körperliches Wohlbefinden benötige, finde ich auf dem Weg. Trinkwasser zur Erfrischung gibt es gratis an zahlreichen Brunnen und die kleinen Lebensmittelläden in den Ortschaften halten alles bereit was ich brauche. Dabei häufe ich in meinem Rucksack nichts an, was ich nicht auch unmittelbar verzehren kann.

Ich verhalte mich meinen Werten entsprechend, lebe auf dem Weg in Bescheidenheit, Respekt der Umwelt und der Mitmenschen gegenüber um nur einige Beispiele zu nennen. Durch die Gemeinschaft mit anderen Pilger und die Geschichten des Weges erhalte ich zahlreiche Inspirationen und spirituelle Impulse, so dass meine geistigen Bedürfnisse gut genährt sind. Mit der Natur und mit mir selbst bin ich in Verbindung und fühle mich sicher geführt und geschützt. Kurzum alle wesentlichen Bedürfnisse sind erfüllt.

Nach der Übungsgruppe esse ich noch einen Salat und hausgemachte Spaghetti bei Mamme, dem Restaurant in meinem B&B. Um 22 Uhr höre ich eine Trommelgruppe, die den morgigen Nationalfeiertag anzukündigen scheint. Zufrieden blicke ich auf den Tag zurück.

Pace e Bene.